Balkan Hornotter

Vipera ( ammodytes ) meridionalis 

Weibchen, Nachzucht 2015
Weibchen, Nachzucht 2015

Ich halte von dieser Unterart der Europäischen Hornotter ( Vipera ammodytes ) zwei Lokalformen die von der Umgebung des  griechischen Olympgebirges vom Festland sowie von der Kykladeninsel Paros stammen. Beide Formen halte ich in gleicher klimatischer Haltungsumgebung. Der einzige Unterschied besteht darin, das die Kykladen Hornotter von der Insel Paros keine richtige Winterruhe bekommt. Den diese hat in ihrer Heimat so gut wie keinen Winter und sind auch bei schönem Wetter aktiv. Ich kann mir gut vorstellen das die Balkan Hornotter eine eigene Art darstellt, den gewisse Unterschiede zur Nominatform Vipera ammodytes ammodytes gibt es hinreichend. Selbst innerhalb der Balkan Hornottern gibt es sogar eigene Entwicklungslinien. Deshalb würde ich der Balkan Hornotter einen Artstatus geben die dann eventuell noch weitere Unterarten besitzt wie z.b. die zwergwüchsigen Inselformen der Kykladen aber auch auf dem Festland ihres nördlichen Territoriums

Verbreitung

Die Verbreitung der Balkan Hornotter ( Vipera ( ammodytes ) meridionalis erstreckt sich vom zentralen Albanien, südliches Kosovo, Mazedonien, Süd Serbien, Süd Bulgarien, ganz Griechenland mit vorgelagerten Inseln und den Kykladen, europäische Türkei und eventuell westliches Kleinasien der Türkei. Wenn man die bunten Nominatform Typen Vipera ammodytes ammodytes nicht als Übergangsform zur Vipera ( ammodytes ) meridionalis ) sieht sondern als nördliche Balkan Hornottern ( Vipera ( ammodytes ) meridionalis, dann erweitert sich ihr Verbreitungsgebiet weiter nordwestlich in Montenegro, zumindest südlich davon.

 

In der Verbreitungskarte sind zwei rote Ortmarken gesetzt. Diese markieren das Vorkommen meiner beiden Balkan Hornottern Lokalformen vom Olympgebiet des griechischen Festland sowie der Kykladeninsel Paros des Mittelmeers die zu Griechenland gehört

Haltung

Das Terrarium besteht bei diesen Schlangen aus einem OSB Holzterrarium mit den Maßen von 60 cm x 60 cm x 60 cm und 120 cm x 60 cm x 60 cm. Die Einrichtung ist als Trockenterraium gewählt das mit eventuellen Sitzplätzen aus kleinen OSB Platten sowie aus natürlichen Einrichtungsgegenständen wie Äste, Rinde, Steine usw besteht. Der Bodengrund besteht aus einer Mischung aus Sand, Lehm und ein wenig Humushaltiger Erde. Ein kleines Wassergefäß zur Wasseraufnahme ist ebenfalls vorhanden. 

 

Als Beleuchtung verwende ich in Terrarien von 60 cm x 60 cm x 60 cm eine LED Birne von 3 Watt und in 120 cm x 60 cm x 60 cm eine von 4 Watt. Für die Erwärmung des Bodenteils ist eine 28 cm x 28 cm Heizmatte von 12 Watt vorhanden. In abgetrennten Terrarien habe ich die Heizmatte genau in der Mitte der Abtrennwand angebracht. Im Übrigen besteht die Abtrennwand ebenso aus OSB. Die Beleuchtungsdauer beginnt am Morgen ab 10.00 Uhr und endet am Abend ab 17 - 19.00 Uhr. In den Frühjahrs- und Herbstmonaten schaltet sich ab 17 - 18.00 das Licht aus. Im Sommer bis 19.00 Uhr. Die Tagestemperaturen bewegen sich im Frühjahr und Herbst tagsüber zwischen 20 - 24 Grad Celsius und im Sommer zwischen 25 - 33 Grad Celsius. Nachts ist nur wenig Temperaturabsenkung. Von April bis Oktober ist das Fenster in Anwesenheit komplett offen stehend, selbst Nachts. Zu Erwähnen ist, das in den Sommermonaten schon recht früh im Raum der Schlangen hell ist und nach dem Abschalten des Lichtes am Abend ist es immer noch recht hell und bei sonnigem Wetter scheint sogar die Sonne bis Sonnenuntergang in die Terrarienanlage 

Winterruhe

Die Winterruhe beginnt ab dem Herbst im Oktober. Nach längerem Fasten ab Anfang Oktober werden die Formen die in ihrer Heimat überwintern, ab Anfang bis Mitte November bis Mitte Februar / Anfang März bei 4- 8 Grad Celsius Lufttemperatur in einem gesonderten Kühlschrank überwintert. Näheres siehe Kategorie Winterruhe. Den Winter 2015 / 2016 habe ich die Winterruhe bei allen Europäischen Hornottern mitte Januar beendet. Zwei bis maximal drei Monate sind völlig ausreichend und wer behauptet das bei nördlichen Vipera ammodytes Formen eine lange Winterruhe Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Nachzucht ist, der liest noch in älterer Literatur oder läßt sich von angeblich besseren beraten. Sechs Wochen Winterruhe für südliche und acht bis maximal neun Wochen für nördliche Vipera ammodytes Formen. Längere Winterruhe kann zu Verlusten von Exemplaren führen wenn sie z.b. zu mehreren in kleineren Behältern untergebracht werden. Den dadurch kann es zu Beißereien kommen oder die Schlangen nehmen sich gegenseitig die Luft zum atmen wenn die Behälter schlechter belüftet sind. So mußte ich es leider in diesem Winter 2015 / 2016 erleben in dem ich entsetzt sehen mußte wie drei adulte Zuchttiere einer Zuchtgruppe von Vipera ammodytes ammodytes der Krk Lokalität und acht Jahre alt alle drei tot in ihrem Behälter lagen. Ich kann mit Glück sagen das ich noch ein Nachzucht Pärchen von dieser Zuchtgruppe habe, die im Jahre 2014 bei mir geboren wurden. Obwohl sie zwei Tage zuvor auf trockenem Substrat lagen und es keinen Verdacht gab das etwas mit dem Klima oder mit der Enge nicht stimmte. Die anderen Europäischen Hornottern überstanden wie immer unbeschadet. Es war seit meiner Haltung von Europäischen Hornottern mein erster Verlust während der Winterruhe. Im nächsten Winter 2016 / 2017 werde ich die Überwinterungsbehälter selber bauen. Anstatt Plastikboxen eine Rundumberahmung aus Holz und abgesehen des Bodenteils alle Seiten aus Drahtgaze. Eine Vergesellschaftung während der Winterruhe wird in Zukunft vermieden, genauso während der Aktivitätsphase in den Terrarien. Gegenseitige Beißereien unter den Vipern sind meist die ungewollten Verluste im Bestand das man eigentlich verhindern könnte. Im Übrigen gedeihen einzeln gehaltene Europäische Hornottern besser als wenn sie als Paar oder in einer Gruppe gehalten werden und die erfolgreiche Verpaarung eines Paares wird auch damit begünstigt.

Vermehrung

Nach der Winterruhe verpaaren sich meist die Geschlechter. Anfangs beginnt es mit dem täglichen züngeln am Weibchen der Kopfseite das mit einer wellenförmigen Körperbewegung des Männchens auf dem Weibchen besteht. Nach diesem Werberitual ist ein paarungsbereites Weibchen nicht selten auf der Scheinflucht mit angehobenen Schwanz. Das Männchen nimmt die Verfolgung auf und danach beginnt die Kopulation. Die Dauer der Kopulation ist spätestens nach einer Stunde beendet. Nach einer Trächtigkeitszeit von drei bis maximal 4 Monaten gebärt das Weibchen im Durchschnitt drei bis acht Jungtiere. Nach der Geburt häuten sich sich die Jungschlangen und kriechen oftmals unruhig im Terrarium umher

Herbstpaarung 22.9.2011, Olymptiere
Herbstpaarung 22.9.2011, Olymptiere
Frühjahrspaarung 06.04.2013, Olymptiere
Frühjahrspaarung 06.04.2013, Olymptiere

Im Herbst am 22.09.2011 konnte ich gegen Nachmittag eine Herbstpaarung des Paares aus der griechischen Olympregion beobachten. Darüber war ich natürlich sehr überrascht, den ich hatte vor die Vipern in einigen Wochen in die Winterruhe zu schicken. Ich überlegte was ich nun machen sollte. Weibchen weiterhin im Terrarium halten und darauf warten bis das Weibchen die Jungtiere gebärt oder trotz beginnender Trächtigkeit in die Winterruhe bringen.

 

Das Problem bestand allerdings daran das das Weibchen nicht mehr fraß was logisch ist. Den ab dieser Jahreszeit hören viele Balkan Hornottern auf zu fressen. Mit vollem Magen- und Darmtrakt würden die Vipern des kommenden Winter nicht überleben. Die Verdauung wäre eingestellt und die Nahrungs- und Kotreste würden im Leib der Schlange faulen und blähen. Da also das Weibchen nicht mehr fraß, wäre sie nach dem Gebären so entkräftet das sie verenden würde oder sogar zuvor vor der Geburt der Jungtiere. Ich bemerke das das Weibchen zu dieser Zeit nicht besonders gut genährt war da sie merkwürdiger Weise kein guter Fresser ist. 

 

 

Frühgeburt 28.01.2012
Frühgeburt 28.01.2012
Frühgeburt 28.01.2012
Frühgeburt 28.01.2012
Frühgeburt 28.01.2012
Frühgeburt 28.01.2012

Ich erhoffte mir letztendlich das das Weibchen überleben würde wenn ich es trotz schon leicht zu erkennbarer Trächtigkeit in die Winterruhe schicke. Ähnlich wie bei der Kreuzotter  ( Vipera berus Spec.) wo die Embryonen den Winter über die Kälte überstehen und sich im Frühjahr weiter entwickeln. Dies war aber leider nicht der Fall. Als ich sah das das Weibchen einen schlechten Eindruck in ihrer Überwinterungsbox machte, stellte ich sie wieder warm. Etwa eine halbe Stunde danach setzte das entkräftete Weibchen unentwickelte Embryonen ab die noch in ihren breiigen Eiern lagen. Bei genauerem Hinsehen erkannte man schon das kleine Schnauzenhörnchen. 

 

Das Weibchen war zu dieser Zeit stark abgemagert das von alleine nicht mehr fraß. Ich habe es alle drei Tage mit einer Babyratte oder Babymaus zwangsernährt. Nach und nach stabilisierte sich der Zustand des Weibchens und nach erst drei Monaten nahm es von selber wieder Nahrung auf.  Nun weis ich das man die Weibchen einige Tage nach einer Herbstpaarung in die Winterruhe schicken muß. Die weitere Entwicklung wird dann erst nach der Winterruhe voran schreiten. 

 

Im Frühjahr 2015 konnte ich keine Kopulation beobachten. Dafür aber ein intensives Werbeverhalten des Männchens. Das Weibchen schien uninteressiert und ich glaubte nicht mehr an eine erfolgreichen Nachzucht 2015. Als ich am 20.08.2015 an meiner Terrarienanlage vorbei lief, sah ich im vorderen Bereich im Terrarium des Paares zwei entwickelte und lebende Jungvipern liegen. Ich staunte nicht schlecht und nahm sie sofort aus dem Eltern Terrarium und setzte sie in eine Aufzuchtbox. Nach einer Woche habe ich sie mit kleinen Hähnchenherzstreifen sorgfältig zwangsernährt. Nach dem sie dies nach wenigen Tagen gut verdauten habe ich den Vorgang wiederholt. Nach mehrmaligem zwangsernähren erhoffe ich eine baldige Selbstaufnahme von Babymäusen.

 

Mittlerweile fressen alle beide Jungtiere selbstständig und zeigen sich als sehr gute Fresser. Den am 7. Oktober fraß fraß das zweite Exemplar zum ersten mal eine tote Baby in der sie zuvor hinein gebissen hatte. Ich stupste die Babymaus etwas an die Schnauze der Schlange und sie biss dann zu. Danach lies ich die Schlange in Ruhe und als ich nach ihr schaute, war die Babymaus weg

29.09.2015, Gewichtszunahme, selbstst. fressend !
29.09.2015, Gewichtszunahme, selbstst. fressend !
Weibchen, Nachzucht 2015
Weibchen, Nachzucht 2015

2 Weibchen von Nachzucht 2015
2 Weibchen von Nachzucht 2015

Lokalformen

Wie schon erwähnt besitze ich von Vipera ( a ) meridionalis zwei Lokalformen. Ein adultes Paar vom griechischem Olympgebiet und ein adultes Weibchen von der griechischen Kykladeninsel Paros. Die Vipern werden zwar mit Herkunftsregion benannt aber sind in Wahrheit in Gefangenschaft geborene Exemplare, also echte Deutsche Nachzuchten. Die Herkunftsregion einer Lokalform anzugeben ist deshalb wichtig, damit man weis woher die jeweiligen Vipern stammen und Nachzuchten die zur Abgabe bereit sind nicht mit anderen Lokalformen miteinander verpaart werden. Den Lokalformen gehören zwar zu ein und derselben Unterart aber trotzdem gibt es innerhalb dieser eine mehr oder weniger große differenz in evolutionärer Entwicklung und die Gefahr das einige Schlangenhalter verschiedene Lokalformen miteinander verpaaren wäre zu groß, wenn man die jeweilige Herkunftsregion einer Lokalform nicht angibt. 

 

Lokalformen sind mehr oder weniger voneinander abgegrenzte Teilpopulationen einer selben Unterart und können sich in einigen Merkmalen morphologisch und phänotypisch voneinander abgrenzen. In gewissen Maßen unterscheiden sie sich auch noch genetisch voneinander, so das es in Zukunft durchaus möglich sein kann, das eine Lokalform in einen eigenen Unterartstatus oder sogar in seltenen Fällen Artstatus erhoben werden kann

Männchen vom griechischem ( Olymp )
Männchen vom griechischem ( Olymp )
Weibchen vom griechischem ( Olymp )
Weibchen vom griechischem ( Olymp )
Weibchen von Kykladeninsel ( Paros )
Weibchen von Kykladeninsel ( Paros )